Zwischen gestern und heute

Einst im Oktober

 
1. Oktober 1784 – Inbetriebnahme des Schleswig-Holsteinischen Canals

Mit dem 1777 begonnenen Bau des Schleswig-Holsteinisches Canals wurde erstmals der Wunsch nach einer für damalige Seeschiffe passierbaren, ungefährlichen Wasserstraße zwischen der Nord- und Ostsee Wirklichkeit. Er verband die Kieler Förde bei Kiel-Holtenau mit der Untereider bei Rendsburg, von wo aus es über die Eider bis zu ihrer Mündung in die Nordsee bei Tönning ging. Die Baukosten lagen bei 9 Millionen Mark.

Nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848 bis 1851 wurde die Wasserstraße vom dänischen Königshaus in Eiderkanal umbenannt, um nach der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen zum Namen Schleswig-Holsteiner Kanal (wenngleich dieses Mal mit ‘K’ geschrieben) zurückzukehren.

Der Kanal war bei einer Länge von 34 km auf der Wasseroberfläche 28,7 m und auf seiner Sohle 18 m breit und 3,45 m tief. Schiffe von bis 28,7 m Länge, 7,5 m Breite und 2,7 m Tiefe mit einem Gesamtgewicht von bis zu 140 t durften in passieren. In den 110 Jahren seines Bestehens nutzten ihn etwa 300.000 Schiffe. Nach der 1895 erfolgten Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals, für den ein großer Teil des Eiderkanals verwendet wurde, sind von dem alten Kanal heute nur noch wenige Reste als Zeugen einer großen technischen Pioniertat des 18. Jahrhunderts sichtbar.

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1. Oktober 1985 – Gründung des Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattemeer

Nach zum Teil erheblichen Auseinandersetzungen mit Landwirten vor allem von der Halbinsel Eiderstedt in Nordfriesland, die sich in der Nutzung ihres Landes eingeschränkt sehen, wird der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gegründet.

Der Nationalpark reicht von der deutsch-dänischen Seegrenze bis zur Elbmündung und ist nach seiner Erweiterung im Jahr 1999 mit 4.410 km² der mit Abstand größte Nationalpark Deutschlands. 68 % liegen permanent unter Wasser und 30 % fallen periodisch trocken. Der Landteil besteht zum größten Teil aus Salzwiesen. Die Nationalparkverwaltung wird im Gebäude des ehemaligen Kreises Eiderstedt in Tönning angesiedelt.

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3. Oktober 1837 – Eine kurze Verlobung

Am Vormittag verlobt sich der 20-jährige Hans Theodor Woldsen Storm mit der 17-jährigen Emma Kühl. Am Nachmittag des gleichen Tages beschließt er das Verlöbnis zu lösen, da er sich nicht gebunden fühlen will.

Storm hatte die neunjährige Emma als 15-jähriger bei einem Verwandtenbesuch im Jahr 1830 auf Föhr kennen gelernt. “Wir spielten zusammen”, schrieb er, “flogen zusammen und waren ganz verliebt ineinander. Ich erinnere mich deutlich, dass wir uns mehrfach hinter der Küchentür heimlich geküsst haben.” An Emma lautet auch sein frühestes erhaltenes Gedicht, dass er 1833 als ersten Eintrag in ein Buch ‘mit braunem Lederrücken’ schreibt:

Willst mich meiden,
Grausam scheiden,
Nun Ade!
Ach kein Scherzen
Heilt die Schmerzen
Meines Weh! […]

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11. Oktober 1634 – Die Burchardi-Flut

Nach einigen Tagen ruhiges Wetter zieht von Osten ein kräftiger Sturm herauf, der im Laufe des Abends nach Südwest dreht und zu einem Orkan aus Nordwest entwickelt. In der Nacht brechen an 44 Stellen die Deiche, allein in Nordfriesland kommen bei dieser Zweiten Groten Mandränke 9.000 Menschen und 50.000 Stück Vieh das Leben. Die Insel Strand wird in Nordstrand und Pellworm zerrissen, die Halligen Nieland und Nübbel gehen unter. Mehr als 1.300 Häuser und 28 Windmühlen werden zerstört.

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12. Oktober 1590 – Tönning erhält das Stadtrecht

„Wir von Gottes Gnaden Johann Adolff, postulierter und erwählter Erz- und Bischoffen der Stifte Bremen und Lübeck, Erbe zu Norwegen, Herzog zu Schleswig, Holstein, Storman und der Dithmarschen, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst. Entbiethen Unseren getreuen Bürger-Meistern und Rath und gemeiner Bürgerschaft Unserer Stadt Tönning in Eyderstedt Unsere Gnade und fügen euch hiermit zu wissen …“

Foto einer Infotafel am Tönninger Markt, © Foto 2013 Jürgen Kullmann

… beginnt die Erklärung, mit der Herzog Johann Albert am 12. Oktober des Jahres 1590 Tönning das Stadtrecht verleiht. Gleichzeitig mit Garding, jedoch noch dreizehn Jahre vor dem größeren Husum, das zu jener Zeit im Streit mit seinem Landesherrn lag.

Die damit verbundene Rechtsverordnung des Stedtlins Tonningen umfasst 28 Artikel. So dürfen die Tönninger im Keller des geplanten Rathauses zu dessen Finanzierung einen Weinkeller einrichten, in dem Wein, heiße Getränke und fremdes, d.h. auswärts gebrautes Bier ausgeschenkt werden darf. Von Schiffern und Kaufleuten dürfen sie Tonnen- und Bakengeld einnehmen und die Tönninger Flussfischer „auf dem Dithmarscher Watt ihre Garne aufziehen, ohne von den Dithmarschern überfallen und geschlagen zu werden.“

Wie aber wird man Tönninger Bürger? Dazu muss man dem Bürgermeister neben dem Nachweis einer Wohnung einen Beweis seines christlichen und ehrbaren Lebens, Handelns und Wandelns erbringen, wobei Zeugnisse von Bürgermeistern, Ratsleuten, Richtern oder Verwaltern königlicher und fürstlicher Verwalter anerkannt werden – nicht jedoch die von Pastoren.

Quelle: Tönning im Wandel der Zeiten, Husum Verlag 1990

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21. Oktober 1401 – Opfer der Hamburger Szene

Die ersten Opfer der Hamburger Szene: der Scharfrichter steht bis zu den Knöcheln im Blut, als er den Freibeuter Klaus Störtebeker und seine 71 Kumpanen köpft. Zuvor ward dem Anführer versprochen, alle Kameraden zu verschonen, an denen er nach seiner Köpfung vorbeiläuft. Und das tut er, denn kopflos, so berichten zahlreiche Zeitzeugen, marschiert er mehreren vorbei, bis ihm ein Richtblock vor die Füße geworfen wird und er fällt.

Soweit die Legende, doch gilt es heute noch nicht einmal als sicher, dass sich Störtebeker unter den Hingerichteten befand. 1394 wurde er Führer der Vitalienbrüder und machte mit ihnen die friesische Küste unsicher. In Liedern und Sagen ein friesischer National- und Frauenheld, der die Schiffe der reichen Hamburger überfiel und die Beute – wenngleich wohl nicht die ganze – an die armen Friesen verteilte.

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25. Oktober 1905 – Der Geburtstag des Hooger Postschiffers Hans von Holdt

“Jetzt habe ich Zeit. Die Postschifffahrt gibt es nicht mehr, die Kinder und Enkelkinder haben Haus und Gastwirtschaft übernommen. Miethe, meine Frau, sitzt gerne in der Stube, die Arbeit geht ihr nicht mehr so von der Hand. Und was tut ein alter Halligfriese? Er erinnert sich, er nimmt all das zur Hand, was er gesammelt hat, Postkarten, Bilder, Gegenstände, Bücher, Dokumente …”

Buchcover… und schafft daraus ein kleines Museum und ein Buch. Am 25. Oktober 1905 wurde Hans von Holdt auf der Hallig Hooge geboren, ging dort zur Schule und wurde Seemann, zunächst auf Fischfang von Büsum aus und später als Steuermann auf der Fähre Pellworm–Husum. 1934 heiratete er auf Pellworm seine Marie oder ‘Miethe’, wie er sie nannte, kehrte 1937 nach Hooge zurück und war dreißig Jahre lang der Postschiffer zwischen Hooge und Pellworm. Dazu führte er eine kleine Landwirtschaft, eröffnete 1970 auf Hooge eine Gastwirtschaft und – seiner lebenslangen Sammelleidenschaft auf den Halligen und im Wattenmeer folgend – im Jahr 1980 auf der Hanswarft ein eigenes Museum. Bis heute wird es von seiner Familie betrieben.

In seinem im 85. Lebensjahr verfassten Buch Auf den Spuren des alten Hooge, aus dessen Einleitung oben zitiert wurde, macht er sich über die Entstehung der Halligen so seine eigenen Gedanken, geht davon aus, dass die Halligen sehr viel älter sind als allgemein angenommen und schon vor 2.000 Jahren so ähnlich ausgesehen haben wie heute. Mehr dazu hier in unserem Tagebuch vom 8. Oktober des Jahres 2000.

Hans von Holdt starb am dritten September 1991.

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Einst im Oktober – Nachrichten von der Westküste, letzte Ergänzung: 01.10.15