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Wir schreiben das Jahr 1813. Während die deutschen Kleinkönige Napoleon nach und nach den Dienst verweigern, hält ihm der dänische König Friedrich, zu dessen Herrschaftsgebiet auch Nord-
Am 3. September sichtet die Strandwache um 8 Uhr in der Früh zehn segelnde englische Kanonenboote und vier Ruderbarkassen am Horizont. Zuvor hatten die Engländer zwei Büsumer Fischer abgefangen und sie gezwungen, sie nach Büsum zu leiten.
Um elf Uhr greifen die Engländer in einer Entfernung von 400 bis 500 Metern den Ort an und segeln über die Miele heran, worauf der dänische Kommandant ihnen mit seinen Kanonenbooten entgegenfährt. Als nach viereinhalb Stunden die Ebbe eintritt, drehen die Angreifer ab. Trotz der englischen Übermacht werden nur zwei dänische Jollen versenkt. Auf der Seite der Verteidiger sind sieben Tote und 16 Verwundete zu beklagen, bei den Engländern ist es laut verbreiteten Gerüchten eine erheblich größere Zahl. Da sich die Schiffe nur auf halber Kanonendistanz gegenüberlagen, wurden auch Büsumer Häuser getroffen. Noch heute sind mehrere der 24 Pfund schweren Kugeln im Pesel des Restaurants Alte Post zu sehen.
Gegen Mitternacht wird im Haus Markt Nr. 9 der knapp 4.000 Einwohner zählenden Stadt Husum während der Donner grollt und Blitze zucken Hans Theodor Woldsen Storm geboren. Die Kirchenbücher werden als Geburtstag den 15. September nennen, doch die Mutter besteht darauf, dass ihr Sohn am 14. September das Licht der Welt erblickte und dieser sich dem später mit dem trefflichen Argument anschließen, dass sie “es doch am besten wissen müsste”, an. Ein Ereignis, dass den Stadtvätern von heute ein Plakette an der Hausfront wert ist.
Sein Vater, der Advokat Johann Kasimir Storm, entstammt einer Bauernfamilie aus Westermühlen in der Eider-
Wo also liegt das Vaterland des bekanntesten Dichters Nordfrieslands, dem Schöpfer des Schimmelreiters, das von vielen als Nationalepos des Landes angesehen wird? “Man darf wohl sagen: letztlich nur in Husum selbst”, schreibt Paul Barz in seinem Buch Der wahre Schimmelreiter, in einer Stadt, die ihre große Zeit bei seiner Geburt längst hinter sich hat und nur noch als größter Viehmarkt der Westküste eine gewisse Rolle spielt. Und so ist auch sein bekanntestes Gedicht seiner Geburtstadt gewidmet.
Die Stadt
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn’ Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Drei Tage nach seinem Tod am 4. Juli 1888 kehrt Theodor Storm von seinem Alterssitz in Hanerau-
Herzog Friederich III von Gottorf hatte hochfliegende Pläne, wollte er doch an der Mündung der Treene in die Eider einen Handelsort entwickeln, um am Welthandel teilzuhaben. Nicht nur Handel mit Spanien und den Ländern des östlichen Mittelmeeres wollte er von seiner neuen Stadt aus betreiben, auch Waren aus Ostindien sollten über Persien, Russland und die Ostsee in sein Herrschaftsgebiet nach Kiel und weiter nach Friedrichstadt gelenkt werden.
Die Holländer schienen ihm nicht zu Unrecht Ahnung von Stadtgründungen in feuchten Regionen zu haben. Da kam ihm der Religionsstreit in den Niederlanden gerade zupass, wo die Remonstranten als Gegner der strengen Lehren Calvins ins Hintertreffen gerieten. Sie erhielten von ihm einen Freibrief, der ihnen Religionsfreiheit zusicherte, um sich auf seinem Boden eine neue Grundlage für ihr Leben zu schaffen.
Am 21. September 1621 wurde der Grundstein des ersten Hauses gelegt. Es ging langsamer voran als gedacht, erst zehn Jahre später bekam Friedrichstadt seine endgültige Verfassung und einen Magistrat. Aus den hochfliegenden Plänen des Herzogs, seine Stadt zu einem internationalen Handelszentrum zu entwickeln, wurde zwar nichts, doch gewann die Neugründung bald an Bedeutung als zentraler Ort für die umliegenden Kirchspiele und Eingangstor aus der Ostsee-
Quellen und mehr Infos: Rolf Kutschert, Die Geschichte Nordfrieslands Bd. 3, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2007
Die Brandkatastrophe war vorhersehbar gewesen, schreiben die Husumer Nachrichten 100 Jahre später, denn zu dicht stehen die kleinen strohgedeckten Häuser auf dem ‘Hörn’ in Rödemis südlich von Husum zusammen. Während sich die Husumer Bürger noch auf dem Herbstjahrmarkt vergnügen, bricht nachts um halb elf im Haus des Stellmachers Peter Heinrich Carstens ein Feuer aus. Eine Petroleumlampe soll explodiert sein. Als die Feuerwehren aus Rödemis und Husum eintreffen, ist das Feuer bereits auf mehrere Häuser übergesprungen. Da aus den Pumpen zu wenig Wasser fließt, legt man eine Leitung zu einem städtischen Hydranten in Husum. Die Wehren aus Milstedt und Rantrum kommen zu Hilfe.
Erst ein Haus mit festem Dach stoppt die Flammen, eine Brandbarriere, die auch 100 Jahre später noch steht. Am Ende sind elf Häuser vernichtet und 15 Familien obdachlos, doch Menschen kommen nicht zu Schaden. Der Schaden der Brandkatastrophe wird auf 160.000 Mark geschätzt, eine für die Zeit gewaltige Summe.
Einst im September – Nachrichten von der Westküste, letzte Ergänzung: 13.10.15