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ach ein paar kleineren Staus steigen wir gegen halb sieben auf vor dem Sky Markt aus dem Auto und kaufen fürs Abendessen ein, ein Strauß Blumen inbegriffen.
Wedder tohuus in Tönning! Die Tür schließt sich leicht auf; der Bürgermeister von Vollerwiek muss dagewesen sein und sie gerichtet haben. Frau W. hat die Heizung bereits hochgedreht, doch es ist noch recht frisch im Haus. Mien Deern macht ein Feuer im Kaminofen, und bald wird es warm.
rötchen geholt und gefrühstückt; dann macht sich mein Mädchen auf den Weg zum Eiderstedter Garnkontor in der Neustraße. Wolle und Garne vorwiegend aus Skandinavien werden hier angeboten, zum Stricken und zum Weben. Auch Kurse und Workshops, doch so ganz zufrieden mit dem Geschäft ist die Inhaberin nach ihrem ersten Jahr in Tönning nicht und hofft auf die neue Saison. Sie führe halt keine Discounterware, betont sie mit Nachdruck, und Tönning sei nicht Sylt. Hoffentlich ergeht es ihr nicht wie dem Schmuck- und Uhrenladen, dessen Räumlichkeiten sie vor gut einem Jahr übernommen hatte.
Der Rest des Tages ist dem Garten gewidmet, auch wenn er bei unserer Ankunft nicht gar so verwildert wie sonst bei unserer Ankunft aussah. Unser Gärtner von nebenan war wohl schon mit Hacke & Harke durchgegangen. Die aus Dortmund mitgebrachte Kamelie wird eingepflanzt, das eine von hier nach dort und das andere von dort nach hier versetzt – so wie es der Deern gefällt.
So vergeht der Tag, und schon dämmert der Abend. Zum Dinner gibt es Spargel zu Schweinemedaillons, umwickelt mit Parmaschinken. Letzterer von Ratjens am Markt, denn dort kannte man ihn, nachdem uns die Deern hinter der Wursttheke vom Sky Markt Schwarzwälder Schinken als Parmaschinken unterzujubeln versucht hatte.
ie immer der Wettergott der Wikinger auch heißen mag – ich glaube, es ist Thor –, hat er uns für den Ausflug nach Haithabu einen sonnigen Tag beschert. Das Resümee vorweg: der Besuch lohnt sich nur, wenn außer dem Indoor-
Bei zehn bis zwanzig Häusern, die hier rekonstruiert wurden, kann der Besucher den Eindruck gewinnen, es habe sich bei Haithabu um ein kleines Dorf gehandelt, und doch wäre er hier vor einem Jahrtausend durch eine aus ebenerdigen Holzhäusern bestehende Handelsmetropole mit mehr als tausend Einwohnern spaziert. Der große halbrunde Befestigungswall um die frühere Siedlung ist in Teilen noch erkennbar und zeigt ihre einstige Größe, fasst heute jedoch vor allem grüne Felder ein.
So hatten auch wir nach all der Werbung in diversen Faltblättern und Zeitschriften etwas mehr Stadt und etwas mehr Geschäftigkeit erwartet, doch geht es sehr geruhsam zu: Ein Wikinger bearbeitet mit Hammer und Stecheisen ein Holzstück und zwei Wikingerinnen flechten dem Augenschein nach eine Kordel; das ist alles, was sich hier und heute in Haithabu tut. Bis wir dann am Versammlungshaus der Wikinger, das einzige Gebäude, das am Ort seines Nachbaus gestanden hatte, auf eine Wikingerfrau namens Urs stoßen, die uns mit Geschichten aus der Götterwelt in ihren Bann zieht.
Die Welt der Wikinger ist, wie später auch die unsere, gar nicht so einfach gestrickt. So gibt es neben den lebenden und toten Menschen gleich zwei Göttergeschlechter, die Asen und die Wanen, zu denen sich kalte, heiße und sonstige Riesen sowie als Naturgeister zwei Sorten von Elben gesellen. Summa summarum kommt man so auf neun Welten, die alle auf einer riesigen Esche angesiedelt sind, dem bis weit in den Himmel reichenden Weltenbaum Yggdrasil.
In diesen 9 Welten sind die Asen mit ihrem Obergott Odin arg streitsüchtig, derweil die Wannen, von denen keiner so recht weiß, woher sie eigentlich kommen, mit ihrem Meeresgott Njörd für Recht und Ordnung sorgen und über das Feuer, den Ackerbau und die Fruchtbarkeit wachen. Sie sind die Guten in der Götterwelt der Wikinger, doch wie es bei den Guten so oft der Fall ist, dummerweise nicht durchsetzungsfähig genug.
erweil ich Brötchen und die Husumer Nachrichten hole, erledigt mein Mädchen erfolgreich alle anstehenden Telefonanrufe: Bei H*** nach der Rechnung für das Gängigmachen der Tür fragen (können wir bei seiner Frau auf der Warft erledigen), bei Brodersen nachhaken, wie es um das Angebot für die neue Küche bestellt ist (er kommt morgen gegen zehn) und der Anruf bei der Amtsverwaltung von wegen der Bio-
“Hier würde ich auch gerne arbeiten”, meint mien Deern, als wir das eingeschossige Gebäude der Amtsverwaltung betreten, die sich in Garding links hinter dem Bahnübergang an der Straße zu den Weltbürgern eingenistet hat. Hier gibt es anders als in den Großstädten des Ruhrgebiets noch eine Rezeption, von der aus uns eine freundliche junge Dame den Weg zum richtigen Büro weist. Viele Türen stehen offen, die Stimmung scheint gut zu sein und das Arbeitsklima gelassen. Auch bei den netten beiden Damen in Zimmer **. Die zu unterzeichnenden Formulare liegen ausgefüllt bereit, und wir nehmen die Aufklebemarke für die Biotonne, die wir auf dem Heimweg am Abfallwirtschaftszentrum Eiderstedt abholen, gleich mit.
Nach der Rückkehr in Tönning wird erst einmal Platz für die neue Tonne geschaffen. Der Stapel alter Pflastersteine im Gang zwischen Haus und Pavillon muss weichen, damit in der Tonnengalerie neben Grau, Grün und Gelb auch noch Braun einen Platz findet. Ab mit den Steinen ins Auto. Mien Deern bringt sie in zwei Etappen zum Recyclinghof, derweil ich mich daran mache, die Pergola über dem Einstellplatz neben dem Haus mit einer Drahtbürste zu bearbeiten, die wir auf dem Heimweg im Baumarkt Schröder erstanden hatten.
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Ein Mittagsimbiss am Hafen. Jahrelang gab es bei Guzinskis Krabben ohne Konservierungsstoffe, doch die Tante der Inhaberin, die sie bislang von den Schalen befreite, ist in Rente gegangen, so dass auch die hier servierten zum Pulen nach Polen oder Marokko reisen müssen, ehe sie auf Teller und Brötchen gelangen. Was tun im persönlichen Benzoesäure-
Von unserem Platz unter der Marquise blicken wir auf die gegenüberliegende Seite des Hafens. Seine Blütezeit, die während der napoleonischen Kriege ihren Höhepunkt erreichte, liegt lange zurück. Dem alten Kran an der Hafenausfahrt kümmert das alles nicht; er arbeitet im Ruhestand als Fotomotiv.
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Die Sonne scheint, und ich streiche die Pergola neben dem Haus. Lob kommt von nebenan – und die Frage, ob ich das Stück über ihrer Einfahrt nicht gleich mitstreichen will. “Kann ja mal drüber nachdenken”, halte ich mich bedeckt, auch wenn das von Beginn an so gedacht war, hatte ich doch am Vormittag auch dort die lose Farbe abgekratzt. Der Herr Nachbar bringt ein Malerfließ zum unterlegen, damit ich seine Pflastersteine nicht wie die unsrigen mit tropfender Farbe bekleckere.
Diese Aktion zieht sich bis zum frühen Abend hin; dann sitzen wir mit einem Glas Wein auf der Bank neben der Tür, bis es zu kalt wird und wir ins Haus gehen.
err Brodersen kommt mit seinem Küchenangebot, pünktlich wie immer — wenn er denn einmal einen Termin fest zugesagt hat. Er hat noch ein paar Ideen, uns sind auch noch ein paar Dinge eingefallen, und wir kommen rasch auf einen Nenner. In keinem der traditionellen Küchenstudios haben wir uns so gut verstanden und beraten gefühlt. Auch sieht er sich in der Lage, alles Drumherum zu organisieren und zeitlich aufeinander abzustimmen, so dass wir uns nicht um die sonstigen Gewerke kümmern müssen: den Abbau des ‘Mäuerchens’ in der Küche, den neuer Fliesenspiegel, die Elektro- und Wasserinstallationen und anfallende Tischlerarbeiten. Der Preis für die Küche an sich inklusive Aufbau ist unschlagbar: es sind rund 4.000 Euro weniger als bei einem vergleichbaren Angebot aus Arlewatt, und eine Anzahlung ist nicht vonnöten. Wir stimmen per Handschlag zu und nehmen den November in Aussicht – einen schriftlichen Auftrag braucht es nicht. Anfang August wird er noch einmal vorbeischauen, den Raum per Laser ausmessen und den genauen Zeitplan mit uns abklären.
Den Nachmittag verbringen wir mit Malerarbeiten an den Fenstern und der Haustür. Die lockere Farbe abgekratzt und geschmirgelt hatten wir schon gestern.
ir holen die Fahrräder aus dem Schapp und wollen nach Vollerwiek aufbrechen, da blickt einer der Nachbarn durchs Hoftor. Es ist gerade einmal zehn Minuten her, da sahen wir ihn über unseren Gartenzaun hinweg auf einer hohen Leiter balancierend ausgesandete Fugen an seiner rückseitigen Hauswand ausbessern. Die Familie hatte sich im letzten Jahr gleichfalls eine neue Küche zugelegt, und so gibt es genug zu erzählen.
Eine halbe Stunde später radeln wir entlang der Eider gen Olversum und dann weiter ins Katinger Watt. Vor Wilhelm Andresens Schankwirtschaft sitzen Gäste in der Sonne, wenngleich ‘Opa Eiergrog’, wie er genannt wird, sie nicht mehr selbst führt. Mehr als achtzig Jahre alt dürfte er jetzt sein. Wir wünschen ihm noch ein langes Leben.
Hinter der NABU-
Wir überfahren den Nordseedeich und radeln an der Wasserkante entlang. Es ist frisch, die Sonne scheint, und auf den Deichwiesen tummelt sich der Nachwuchs der Schafe. Frühling liegt in der Luft. Der Imbiss an der Badestelle Vollerwiek ist geöffnet; wir sitzen an einem Tisch im Freien und gönnen uns jeder ein Krabbenbrötchen und ein Glas Apfelschorle. Dass es die Krabben hier nur mit Benzoesäure versetzt gibt, gelingt mir erfolgreich zu verdrängen. Wir sind die einzigen Gäste.
Wir lassen uns viel Zeit, hocken nach dem Mahl noch eine halbe Stunde auf der Bank vor der verwaisten DLRG-
in grauer Tag begrüßt uns, keiner zum Fahrradfahren, und das passt ganz gut, denn meiner Deern tun die Rippen weh – Muskelkater vielleicht, oder sie war bei der Tour gestern zu leicht angezogen.
Und so machen wir uns motorisiert nach Husum auf, kaufen auf dem Markt für heute Abend Spargel ein und als Trost für die schmerzenden Rippen ein Paar Schuhe – laut Handbuch für Ehemänner die beste Medizin in solchen Fällen. Allzu lange können wir uns in der heute in der Tat ‘grauen Stadt am grauen Meer’ nicht aufhalten, denn wir erwarten ‘Die Zwei von der Schmückerei’ zum Abendessen. Die Zeit reicht aber noch für einen Bummel durch die Neustadt, um in der seit vierzig Jahren dort ansässigen Galerie Tobien nach etwas Dekorativem für die in Planung befindliche Küche Ausschau zu halten, etwas schmales Maritimes für die Wand über der Spüle. Ein Leuchtturm von Ole West würde sich gut machen, doch warten wir besser ab, bis die Küche im Herbst aufgebaut ist.
Zur Stärkung hatten wir uns aus Husum zwei Stücke Butterkuchen mitgebracht, dann geht es ans Spargelschälen. Im nächsten Schritt wird das Schweinefilet zum Spargel in Scheiben geschnitten und jede Scheibe mit einem Salbeiblatt in Parmaschinken (alldieweil nur mit Meersalz und ohne Nitrit gepökelt) gewickelt. Gebraten wird, wenn die Gäste kommen. Die tauchen gegen sieben Uhr auf und bringen den Wein mit.
ach einem Wäschekauf im Kaufhaus Stolz parken wir unser Gefährt am Bahnhof von St. Peter-
Ein Cherubim der Kurverwaltung bewacht an der Seebrücke den Zugang zur Sandbank, und natürlich haben wir unsere Tönninger Jahres-
Am Abend sind wir zum Grillen auf dem Hof eines Nachbarn eingeladen; die Mutter und der Bruder der Hausherrin sind zu Besuch, denn am Sonntag lässt sich ihr Ältester konfirmieren. Wir erzählen vom Stand unserer Küchenplanung. Als wir von unserer Minifirma, die sich als ‘Generalunternehmer’ um alles kümmert, berichten, grinst der Hausherr als alteingesessener Tönninger Handwerker und meint, dabei könne es sich wohl nur um einen Sax Brodersen handeln: “Fähiger Typ mit gutem Ruf”, verrät er, “hat früher mal als Architekt beim Kreis gearbeitet. Einer der wenigen im Bauaumt, die auch handwerklich Ahnung hatten. Nimmt nur Aufträge an, die er reizvoll findet, und von Leuten, die ihm sympathisch sind.” Was für eine Referenz wollen wir da noch?
ie dunkle Wolke der morgigen Rückreise ins Ruhrgebiet hat sich über uns gelegt. An einem solchen Tag wurden immer Matjes für zwei Tanten in Castrop-
Dass wir am Tag vor der Abreise einen Kuchen backen, ist ungewöhnlich, und so ist die Blaubeer-