Wi kriegt Besöök

Jahreswechsel 2013 / 2014

 

Freitag, 20. Dezember 2013

HAnreise, © 2013 Juergen Kullmanninter Itzehoe sind wir plötzlich allein auf der Autobahn, in unserem Fabia bei umgeklappter Rückbank ein Durcheinander, wie schon lange nicht mehr bei einer Anreise. Die Längsträger für das neue Metallbett passten nur diagonal in den Gepäckraum. Alles andere musste darunter, darüber und drumherum drapiert werden, ehe oben drauf das Kopfteil des Bettes zu liegen kam. Jetzt nur nicht die rechte hintere Tür öffnen, sonst kommt alles ins Rutschen und sie lässt sich erst wieder schließen, nachdem die halbe Ladung ausgeräumt wurde.

Frau W. hat die Heizung hochgedreht, und auf der Anrichte in der Diele liegen ein paar Weihnachtskarten. Man hat uns nicht vergessen. Wir packen den ganzen Kram aus und bringen die Einzelteile des neuen Bettes schon einmal nach oben, wo es das lädierte Metallbett im Zimmer Captain’s Daughter ersetzen wird.

Dann bauen wir die Inneneinrichtung des Autos zurück, fahren zum Aldi, kaufen einen Karton Bio-Wein aus dem aktuellen Sonderangebot des Discounters und ein paar weitere Kleinigkeiten. Eine Frau trägt uns ein Töpfchen mit einem Brotaufstrich hinterher, den wir versehentlich in ihren Einkaufswagen gelegt hatten – dergleichen kann schon mal passieren. Nebenan, aus dem Sky Markt, kommen noch drei rote Amaryllis mit.

Auf dem vorderen Teil des Parkplatzes werden Weihnachtsbäume verhökert. Wir fragen den Verkäufer, ob er auch Tannenzweige im Angebot hat. Zum Verkauf nicht, lautet die Antwort, doch die beiden großen dort hinten in der Ecke könnten wir so mitnehmen, dann müsse er sie nicht entsorgen. Umso besser!

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Weihnachtsstisch, © 2013 Jürgen KullmannWir sind ‘wedder tohuus’, drapieren die Tannenzweige mit den Blumen in eine Vase auf den Küchentisch und bauen davor unsere Weihnachtskarten auf. Es klingelt an der Haustür. Eine Dame, hatten wir sie nicht eben schon gesehen? Sie habe da noch etwas in ihrem Einkaufswagen gefunden, meint sie schmunzelnd, und da sie ja wisse, wo wir wohnen, habe sie den Schinken an der Kasse bezahlt und liefere ihn hiermit bei uns ab. Wir sind total verdattert, denn sie ist uns völlig fremd. Sie wohne an der Ecke zum Herrengraben, stellt sie sich vor, habe uns schon oft hier ein- und ausgehen gesehen. Bei der Deern habe sie etwas geschwankt, aber ‘bei dem mit dem Bart’ sei kein Irrtum möglich gewesen.

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Sonnabend, 21. Dezember 2013

Nach dem Frühstück bauen wir als Erstes das neue Bett im Zimmer ‘Captain’s Daughter’ auf. Das alte Metallbett zerlegen wir partiell und stecken es unten in der Diele ohne Schrauben provisorisch wieder zusammen. Zum Besichtigen, denn gestern Abend schaute unsere Hausverwalterin vorbei und meinte, ihre Tochter hätte es gerne, sollte es ihr Mann trozt des Mankos für hinreichend stabil erachten. Also laufe ich zu ihnen hinüber, wo der Hausherr gerade den Hof fegt. Er sieht sich das Bett an, hält es für stabil genug und transportiert es mitsamt der Matratze ab. Entsorgungsproblem gelöst!

Lady Gregory © 2013 Hildegard Vogt-KullmannDa die alte Matratze für das neue Bett zu breit war, brauchen wir eine neue. Dann also mal los nach St. Peter-Ording, ins Dänische Bettenlager. Der schmächtige Verkäufer, ein Leichtgewicht von 55 Kilogramm, wie er uns bei der Matratzenberatung verrät, ist beim Abschätzen von Maßen ein Schwergewicht und behauptet, Matratze nebst Lattenrost passten bei richtiger Packtechnik in eine Skoda Fabio Combi, womit die Lieferkosten entfallen würden. Wir können uns das kaum vorstellen, doch er hat Recht. Wieder daheim komplettieren wir das neue Bett. Lady Gregory nimmt schon einmal Platz und zeigt sich zufrieden.

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Am Nachmittag geht es zum Tönninger Weihnachtsereignis ins Packhaus. Klein aber fein, so der Eindruck, doch dass hier an vier Adventswochenenden 30.000 Menschen – das Sechsfache der Einwohnerzahl Tönnings – an den Ständen vorbeiziehen, scheint uns eine extreme Hoch-Schätzung des Tourismusdirektors zu sein. Da der Eintritt frei ist, gibt es keinen Kartenverkauf, mit dem man das beweisen könnte.

Toenninger Weihnachtsereignis, © 2013 Juergen Kullmann

Wir erwerben für € 16,50 einen Teelichthalter mit Strandgut positioniert auf einer alten Fassdaube und gönnen uns für zusammen sechs Euro jeder eine Tasse Kaffee und ein Stück Torte.

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Sonntag, 22. Dezember 2013

Lange geschlafen, gut gefrühstückt, und dann geht es kurz nach elf erneut ins Packhaus, um noch ein paar Fotos vom weihnachtlichen Treiben zu machen. Nur deshalb? Mien Deern schlendert am Stand einer Filzerin vorbei, vor dem sie schon gestern eine Weile verharrt hatte. Und am Ende geht für ***€ eine Jacke mit, “billiger als die, die ich neulich auf dem Weihnachtsmarkt zu Schloss Moyland nicht gekauft habe”, betont sie, “und es ist sehr viel mehr dran!”

Deichstraße 1911Ehe wir das Packhaus verlassen wandern wir in die Ausstellung der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte, die sich im Obergeschoss des historischen Gebäudes niedergelassen hat – der Eintritt kostet heute nur einen Euro. Fotografieren ist erlaubt, und so lichte ich ein paar historische Fotos vom Bahnhof und der Eiderfähre ab. Da entdeckt mien Deern ein gerahmtes altes Foto aus dem Jahr 1911, das die Deichstraße zeigt. Von unserem Haus ist leider nur ein schmaler Streifen zu erkennen, doch finden sich unter dem Foto die Namen der damaligen Besitzer der Häuserzeile. Einem Matrosen Wilhelm Passenheim gehörte zu jener Zeit uns Huus. Keinem Kapitän? Vielleicht habe ich ja die Zuordnung nicht richtig verstanden. So wird es sein, tröstet mich mein Mädchen. *

Die Sonne scheint, aber es weht eine steife Brise, und ganz besonders steif ist sie an der Eider. Nicht ohne Hintergedanken locke ich mein Mädchen hierher, denn ich will noch ein Foto von der letzten Bildtafel ‘Historisches Tönning’ mit nach Hause nehmen. Sie gehört zu einer Serie von Bildtafeln, die im letzten Sommer mit Unterstützung des ‘Runden Tisches’, bei dem wir seit kurzem Fördermitglied sind, an verschiedenen Stellen in Tönning aufgestellt wurden. Wir finden sie auf der ‘Nase’, wie die in die Eider ragende kleine Landzunge genannt wird. Ich hatte mit Vorbedacht einen Putzlappen in den Rucksack gepackt, um die Tafel vorab zu säubern, und das ist auch dringend nötig.Toenning, Hotel Fernsicht 1920 Die Szene zeigt das Tönninger Strandleben um das Jahr 1920, das Gebäude ganz links ist das heutige Hotel Fernsicht. Aufgestellt wurden die Bildtafeln anlässlich des 400sten Hafengeburtstages. Zum Vergleich hier ein Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1972:

Hotel Fernsicht 1972

In den Folgejahren wurde an dem Gebäude alles Historische einschließlich des Turms ‘wegrenoviert’, so dass es heute nicht wiederzuerkennen ist.

Der Himmel wird schwarz im Westen und der Wind zum Sturm. Meine Begleiterin drängt, nach Hause zu gehen, wo wir uns an Spaghetti zu roter Sauce und geriebenem mittelkalten Ziegenkaas laben. Für 17 Uhr hat uns H. zu einem weihnachtlichen heißen Punsch im Packhaus eingeladen, fortgesetzt mit einem Glas Rotwein in uns Huus, derweil wir die Abrechnung der letzten zwei Monate durchgehen und ihr eine Erhöhung des Stundenlohns auf zwölf Euro anbieten, dem sie sich nicht verweigert. Dem Rotweintrinken schließt sich ein Nachbar an, der einen Topf Grünkohl mit Beilagen vorbeibringt, Reste von einer ‘Rohbauparty’ vom Vortag.

* Wie wir inzwischen erfahren haben, wurde uns Huus im Jahr 1891 von einem Lotsen Anders Klemmensen errichtet. Das klingt ja schon ein bisschen besser als ‘Matrose’. [zurück]

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Montag, 23. Dezember 2013

Nach dem Frühstück kommt das vorletzte der fünf Gästebetten in die Waschmaschine. Da alle ‘Feder’-betten eine Synthetikfüllung haben, lassen sich anschließend gut wieder trocknen. Im Sky Markt erstehe ich für die Weihnachtstage zwei Säcke Kaminholz, derweil mien Deern beim Weihnachtsbaummann auf dem Parkplatz weiteres Tannengrün erschnorrt.

Dann geht es nach Husum. Cousine Giselas bei ihrem Aufenthalt im Herbst gewonnener 20-Euro-Weihnachtsgeld-Gutschein für C. J. Schmidt, den sie vor ihrer Abreise nicht mehr einlösen konnte, gilt nur noch bis morgen. Womit mein neues Hemd aus dem Husum-Kaufhaus statt 35 Euro nur noch dreizehn kostet, denn weitere zwei Euro werden für den Parkschein erstattet. Zu Mittag kennt mein Mädchen dann kein Pardon mehr: der Chinese am Binnenhafen muss es sein. Unter den 65 Variationen von Glutamat nehmen wir die mit Rindfleisch und Zwiebeln.

Nach einem Spaziergang durch die heute in der Tat graue Stadt am grauen Meer und einer Stippvisite im Shop des Weihnachtshauses kehren wir nach Tönning zurück, wo das letzte der Gästebetten gewaschen wird. Die Saison 2014 kann kommen.

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Dienstag, 24. Dezember 2013

Mien Deern kommt mit den (fast) letzten Einkäufen sowie der Weihnachtsausgabe der Husumer Nachrichten vom Mühlenbäcker und Edeka-Markt zurück. Erst Über-Übermorgen gibt es wieder frische Brötchen. Nach dem Studium der Sonderangebote in der Zeitungsbeilage fahre ich zum Aldi und erstehe einen Karton Biowein – den weißen, denn mit dem roten haben uns Huus und uns Tischdecke nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Dreimal mussten wir die Wand über dem Servierwagen unter der Treppe übertünchen, bis die Flecken verschwunden waren, die ein Feriengast nach einem allzu schwungvollen Öffnen einer Rotweinflasche dort hinterlassen hatte.

Erik der Weihnachtsengel, © 2013 Jürgen KullmannEin kurzer erster Spaziergang durchs Städtchen, so auch in den Universalladen von Boye Hamkens. Zum Kauf eines der dort ausliegenden Nordseekrimis können wir uns nicht durchringen, und der Besuch des Wollladens lohnt dann nicht mehr. Wedder tohuus wird die Wohnung gesaugt und die Weihnachtsdekoration bekommt ihren letzten Schliff. Während die Hühnersuppe und der Kartoffelsalat für den Abend vorbereitet werden, wacht unser Weihnachtsengel Erik wie alle Jahre über das Kripp’che.

Eine nasse und stürmische Heilige Nacht kündet sich an. Durch Regen und Wind marschieren wir zur Kirche. Echte Kerzen auf den Lüstern und an den Zweigen der Tanne bringen die weihnachtliche Erleuchtung. Die Predigt trägt in diesem Jahr weniger dazu bei, doch die Orgel- und Flötenmusik tröstet darüber hinweg. Zum Abschluss erklingt das berühmte Glockenspiel, das nur dank eines Glücksfalls in die Kirche kam, denn als 1978 die große romanische Orgel unter Beibehaltung des äußeren Erscheinungsbildes erneuert wurde, war am Ende noch Geld übrig. So kam dann die Tönninger Kirche zu jenen himmlischen Tönen, die Kreiskantor Christian Hoffmann in der Advents- und Weihnachtszeit so gerne erklingen lässt. Ein „O du fröhliche“ ohne Glockenspiel? Seither ein Ding der Unmöglichkeit! Mit den Klängen im Ohr wandern wir zu unserer persönlichen Bescherung ins Huus zurück.

Frohe Weihnachten!

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Mittwoch, 25. Dezember 2013

Lange geschlafen, lange gefrühstückt und dabei die Weihnachtsgeschichten in den Husumer Nachrichten gelesen. Nach einer regnerischen Nacht kommt zögerlich die Sonne heraus und wir fahren an den Ordinger Strand. Flach über dem Horizont stehend scheint sie durch das Gebälk der Pfahlhäuser. Am östlichen Horizont zeigt sich im leichten Dunst der Leuchtturm von Westerheversand, fürs Auge sehr viel kleiner als hier auf dem Foto, das ihn mit einem starken Teleobjektiv heranholt:

Leuchtturm Westerheversand, © 2013 Juergen Kullmann

Ein Licht wie auf dem Januarbild unseres aktuellen Nordfrieslandkalenders, entstanden vor genau zwölf Jahren, nur dass heute bei sieben Grad über Null der Schnee fehlt. Und so sind es auch nur feine Sandkörner und keine Myriaden glitzernde Schneekristalle, die eine Windböe vor uns her in Richtung Leuchtturm treibt. Derweil zeigen zwei Kite-Surfer in der tosenden Brandung ihr Können.

Floot steggt höger, wir fahren heim und bereiten unser Weihnachtsmenü zu: Entenbrust rosa gebraten an einer Orangen-Pflaumensauce zu Rotkohl und einem Pastinaken-Kartoffelpüree. Kein Wunder, dass wir am Abend satt und müde sind.

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Donnerstag, 26. Dezember 2013

Zweiter Weihnachtstag. Schon vor dem Frühstück bessert mien Deern ein paar Macken in den Raufasertapeten der Gästeschlafzimmer aus – was soll man auch sonst tun, wenn der Brötchenbäcker geschlossen hat und der allmorgendliche Gang durchs Städtchen, bei dem man nicht selten den einen oder anderen Nachbarn trifft, entfällt? Nach dem Frühstück werde ich ins untere Bad beordert. Das Waschbecken hänge leicht schief, meint die Deern, das nerve sie schon seit Tagen. Aufgefallen ist mir das bislang noch nicht, aber wenn sie es meint und hinzusetzt, Nis Puk sehe das auch so, ist kein Widerspruch möglich. Die Schraube linkerhand unter dem Becken wird gelockert, und während ich es hochzerre und festhalte, zieht sie die Schraub wieder an.

Wir fahren ins Katinger Watt und bummeln über den geteerten Eiderdeich in Richtung Sperrwerk. Kein Lüftchen weht. Eine strukturlose milchigweiße Dunstschicht hängt über uns am Firmament, mit einem hellen Fleck, wo die Sonne versucht ein Loch in sie hineinzubrennen. Hunderte, wahrscheinlich Tausende von Gänsen frühstücken bei dem unwirklich erscheinenden Licht auf den von Wasserlachen bedeckten Salzwiesen. An der Sieltorbrücke geht es nicht mehr weiter. Sie wird erneuert, und ein Element fehlt noch. Wir kehren um.

Zu Mittag gibt es, wie schon gestern, Ente mit Rotkohl und dazu, wie gleichfalls schon gestern, ein Kartoffel-Pastinaken-Püree. Um 17 Uhr wandern wir zur weihnachtlichen Stunde mit Geschichten und Liedern auf Hochdeutsch und op Platt in die Tönner Kerk, lauschen großartiger Vokalmusik von einem ‘Quintett aus fünf Solisten’, unter ihnen der künftige Bischof von Braunschweig un sien Fru, womit sie in dieser Besetzung heute zum letzten Mal auftreten. Zum Abschluss singt die Gemeinde ein plattdeutsches Lied, das wir unter dem Titel ‘Once in Royal David’s City’ von einer alten Weihnachts-CD der irischen Chieftains seit nunmehr 25 Jahren kennen und lieben, doch op Platt gefällt es uns noch besser:

Övert Feld, an’n hogen Heben
Singt de Engel Gott to Ehr:
Schäper waakt bi jüm ehr Schapen
Un ein Licht kümmt to jüm her.
Un en Engel rüppt jum to:
Gode Nahricht bring ik jo.

Und unter diesem, dem Verstand der Menschheit hoffentlich Erleuchtung bringenden Licht sind wir gespannt auf die gute Nachricht und wandern heim.

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Freitag, 27. Dezember 2013

Die kleine Musikanlage im Wohnzimmer spinnt. Egal, auf welchen Knopf man drückt: es ändert sich die Lautstärke, und sonst tut sich nichts. Also auf zu Expert ins Husumer Gewerbegebiet. Wir investieren 99 Euro in eine neue Kompaktanlage von Philipps mit Radio, CD-Spieler und einer Anschlussbuchse für einen MP3-Player, etwas, was die alte noch nicht kannte. Laut der Werbung am Regal wurde der Preis ob der seligen Weihnachtszeit von 119 auf 99 Euro heruntergesetzt – wer’s glaubt, wird selig.

Wieder daheim installieren wir die neue Technik. Sie klingt viel besser als die alte, meint mien Deern. Dann wird der von Holger am Sonntag gespendete Grünkohl aufgetaut, zubereitet und auf den Tisch gebracht.

Am Abend wandern wir zum plattdeutschen Theater in die Stadthalle. Allens för de Katt heißt das Stück. Wie es scheint, ging der Hausmeister von minus zwanzig Grad im Freien aus und hat die Heizung entsprechend hochgefahren. Da das Außenthermometer fünf Grad Plus anzeigt, liegt die Temperatur im Saal bei gefühlten 30 °C. Oder will er den Verkauf gekühlter Getränke fördern? Man entblättert sich so gut man kann und es die Schicklichkeit zulässt.

Zur Handlung des Stücks liegt ein Programmblättchen auf den Sitzen, das ich nun zu Hilfe nehme, um den Inhalt zu skizzieren:

Eine ländliche Szene im Wirtsgarten vom Mühlenhof: Die Wirtin Katrin Geerken hat Sorgen, denn Peter, ihr geliebter Kater ist verschwunden – und taucht alsbald tot wieder auf. Ihr Nachbar Gerd Tapken hat ihn erschossen und fordert, da sich das Katzentier über seine Küken hergemacht hatte, zu allem Überdruss auch noch Schadenersatz. Für Katrin hingegen gehört der Katzenmörder vor Gericht, und Möhlmann, ein dem Alkohol zugeneigter Auktionator und Winkeljurist, soll das richten. Das hat Folgen für die zarten Bande zwischen der Tochter des einen und dem Sohn der anderen, von denen die jeweiligen Elternteile jetzt nichts mehr wissen wollen. Am Ende wird, wen wundert’s, alles wieder gut, und auch Kater Peter, daselbst auf Freiersfüßen gewesen, taucht wieder unter den Lebenden auf, denn Nachbar Tapken hatte ein anderes Katzentier erschossen.

Unbestrittener Star des Abends ist Holger Leschke in der Rolle des Möhlmann, eine Wiedergeburt Henri Vahls, nur etwas jünger. Alles in allem ein netter Abend, auch wenn es in früheren Jahren schon Aufführungen gab, die uns besser gefallen hatten – insbesondere, wenn es in ihnen um Seefahrt, Schmuggel oder Schwarzbrennerei ging.

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Unser Leben in ‘Uns Huus’: Jahreswechsel 2013/14
Letzte Bearbeitung 28.01.2021