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inter Itzehoe sind wir plötzlich allein auf der Autobahn, in unserem Fabia bei umgeklappter Rückbank ein Durcheinander, wie schon lange nicht mehr bei einer Anreise. Die Längsträger für das neue Metallbett passten nur diagonal in den Gepäckraum. Alles andere musste darunter, darüber und drumherum drapiert werden, ehe oben drauf das Kopfteil des Bettes zu liegen kam. Jetzt nur nicht die rechte hintere Tür öffnen, sonst kommt alles ins Rutschen und sie lässt sich erst wieder schließen, nachdem die halbe Ladung ausgeräumt wurde.
Frau W. hat die Heizung hochgedreht, und auf der Anrichte in der Diele liegen ein paar Weihnachtskarten. Man hat uns nicht vergessen. Wir packen den ganzen Kram aus und bringen die Einzelteile des neuen Bettes schon einmal nach oben, wo es das lädierte Metallbett im Zimmer Captain’s Daughter ersetzen wird.
Dann bauen wir die Inneneinrichtung des Autos zurück, fahren zum Aldi, kaufen einen Karton Bio-
Auf dem vorderen Teil des Parkplatzes werden Weihnachtsbäume verhökert. Wir fragen den Verkäufer, ob er auch Tannenzweige im Angebot hat. Zum Verkauf nicht, lautet die Antwort, doch die beiden großen dort hinten in der Ecke könnten wir so mitnehmen, dann müsse er sie nicht entsorgen. Umso besser!
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Wir sind ‘wedder tohuus’, drapieren die Tannenzweige mit den Blumen in eine Vase auf den Küchentisch und bauen davor unsere Weihnachtskarten auf. Es klingelt an der Haustür. Eine Dame, hatten wir sie nicht eben schon gesehen? Sie habe da noch etwas in ihrem Einkaufswagen gefunden, meint sie schmunzelnd, und da sie ja wisse, wo wir wohnen, habe sie den Schinken an der Kasse bezahlt und liefere ihn hiermit bei uns ab. Wir sind total verdattert, denn sie ist uns völlig fremd. Sie wohne an der Ecke zum Herrengraben, stellt sie sich vor, habe uns schon oft hier ein- und ausgehen gesehen. Bei der Deern habe sie etwas geschwankt, aber ‘bei dem mit dem Bart’ sei kein Irrtum möglich gewesen.
ach dem Frühstück bauen wir als Erstes das neue Bett im Zimmer ‘Captain’s Daughter’ auf. Das alte Metallbett zerlegen wir partiell und stecken es unten in der Diele ohne Schrauben provisorisch wieder zusammen. Zum Besichtigen, denn gestern Abend schaute unsere Hausverwalterin vorbei und meinte, ihre Tochter hätte es gerne, sollte es ihr Mann trozt des Mankos für hinreichend stabil erachten. Also laufe ich zu ihnen hinüber, wo der Hausherr gerade den Hof fegt. Er sieht sich das Bett an, hält es für stabil genug und transportiert es mitsamt der Matratze ab. Entsorgungsproblem gelöst!
Da die alte Matratze für das neue Bett zu breit war, brauchen wir eine neue. Dann also mal los nach St. Peter-
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Am Nachmittag geht es zum Tönninger Weihnachtsereignis ins Packhaus. Klein aber fein, so der Eindruck, doch dass hier an vier Adventswochenenden 30.000 Menschen – das Sechsfache der Einwohnerzahl Tönnings – an den Ständen vorbeiziehen, scheint uns eine extreme Hoch-
Wir erwerben für € 16,50 einen Teelichthalter mit Strandgut positioniert auf einer alten Fassdaube und gönnen uns für zusammen sechs Euro jeder eine Tasse Kaffee und ein Stück Torte.
ange geschlafen, gut gefrühstückt, und dann geht es kurz nach elf erneut ins Packhaus, um noch ein paar Fotos vom weihnachtlichen Treiben zu machen. Nur deshalb? Mien Deern schlendert am Stand einer Filzerin vorbei, vor dem sie schon gestern eine Weile verharrt hatte. Und am Ende geht für ***€ eine Jacke mit, “billiger als die, die ich neulich auf dem Weihnachtsmarkt zu Schloss Moyland nicht gekauft habe”, betont sie, “und es ist sehr viel mehr dran!”
Ehe wir das Packhaus verlassen wandern wir in die Ausstellung der Gesellschaft für Tönninger Stadtgeschichte, die sich im Obergeschoss des historischen Gebäudes niedergelassen hat – der Eintritt kostet heute nur einen Euro. Fotografieren ist erlaubt, und so lichte ich ein paar historische Fotos vom Bahnhof und der Eiderfähre ab. Da entdeckt mien Deern ein gerahmtes altes Foto aus dem Jahr 1911, das die Deichstraße zeigt. Von unserem Haus ist leider nur ein schmaler Streifen zu erkennen, doch finden sich unter dem Foto die Namen der damaligen Besitzer der Häuserzeile. Einem Matrosen Wilhelm Passenheim gehörte zu jener Zeit uns Huus. Keinem Kapitän? Vielleicht habe ich ja die Zuordnung nicht richtig verstanden. So wird es sein, tröstet mich mein Mädchen. *
Die Sonne scheint, aber es weht eine steife Brise, und ganz besonders steif ist sie an der Eider. Nicht ohne Hintergedanken locke ich mein Mädchen hierher, denn ich will noch ein Foto von der letzten Bildtafel ‘Historisches Tönning’ mit nach Hause nehmen. Sie gehört zu einer Serie von Bildtafeln, die im letzten Sommer mit Unterstützung des ‘Runden Tisches’, bei dem wir seit kurzem Fördermitglied sind, an verschiedenen Stellen in Tönning aufgestellt wurden. Wir finden sie auf der ‘Nase’, wie die in die Eider ragende kleine Landzunge genannt wird. Ich hatte mit Vorbedacht einen Putzlappen in den Rucksack gepackt, um die Tafel vorab zu säubern, und das ist auch dringend nötig. Die Szene zeigt das Tönninger Strandleben um das Jahr 1920, das Gebäude ganz links ist das heutige Hotel Fernsicht. Aufgestellt wurden die Bildtafeln anlässlich des 400sten Hafengeburtstages. Zum Vergleich hier ein Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1972:
In den Folgejahren wurde an dem Gebäude alles Historische einschließlich des Turms ‘wegrenoviert’, so dass es heute nicht wiederzuerkennen ist.
Der Himmel wird schwarz im Westen und der Wind zum Sturm. Meine Begleiterin drängt, nach Hause zu gehen, wo wir uns an Spaghetti zu roter Sauce und geriebenem mittelkalten Ziegenkaas laben. Für 17 Uhr hat uns H. zu einem weihnachtlichen heißen Punsch im Packhaus eingeladen, fortgesetzt mit einem Glas Rotwein in uns Huus, derweil wir die Abrechnung der letzten zwei Monate durchgehen und ihr eine Erhöhung des Stundenlohns auf zwölf Euro anbieten, dem sie sich nicht verweigert. Dem Rotweintrinken schließt sich ein Nachbar an, der einen Topf Grünkohl mit Beilagen vorbeibringt, Reste von einer ‘Rohbauparty’ vom Vortag.
* Wie wir inzwischen erfahren haben, wurde uns Huus im Jahr 1891 von einem Lotsen Anders Klemmensen errichtet. Das klingt ja schon ein bisschen besser als ‘Matrose’. [zurück]
ach dem Frühstück kommt das vorletzte der fünf Gästebetten in die Waschmaschine. Da alle ‘Feder’-
Dann geht es nach Husum. Cousine Giselas bei ihrem Aufenthalt im Herbst gewonnener 20-
Nach einem Spaziergang durch die heute in der Tat graue Stadt am grauen Meer und einer Stippvisite im Shop des Weihnachtshauses kehren wir nach Tönning zurück, wo das letzte der Gästebetten gewaschen wird. Die Saison 2014 kann kommen.
ien Deern kommt mit den (fast) letzten Einkäufen sowie der Weihnachtsausgabe der Husumer Nachrichten vom Mühlenbäcker und Edeka-
Ein kurzer erster Spaziergang durchs Städtchen, so auch in den Universalladen von Boye Hamkens. Zum Kauf eines der dort ausliegenden Nordseekrimis können wir uns nicht durchringen, und der Besuch des Wollladens lohnt dann nicht mehr. Wedder tohuus wird die Wohnung gesaugt und die Weihnachtsdekoration bekommt ihren letzten Schliff. Während die Hühnersuppe und der Kartoffelsalat für den Abend vorbereitet werden, wacht unser Weihnachtsengel Erik wie alle Jahre über das Kripp’che.
Eine nasse und stürmische Heilige Nacht kündet sich an. Durch Regen und Wind marschieren wir zur Kirche. Echte Kerzen auf den Lüstern und an den Zweigen der Tanne bringen die weihnachtliche Erleuchtung. Die Predigt trägt in diesem Jahr weniger dazu bei, doch die Orgel- und Flötenmusik tröstet darüber hinweg. Zum Abschluss erklingt das berühmte Glockenspiel, das nur dank eines Glücksfalls in die Kirche kam, denn als 1978 die große romanische Orgel unter Beibehaltung des äußeren Erscheinungsbildes erneuert wurde, war am Ende noch Geld übrig. So kam dann die Tönninger Kirche zu jenen himmlischen Tönen, die Kreiskantor Christian Hoffmann in der Advents- und Weihnachtszeit so gerne erklingen lässt. Ein „O du fröhliche“ ohne Glockenspiel? Seither ein Ding der Unmöglichkeit! Mit den Klängen im Ohr wandern wir zu unserer persönlichen Bescherung ins Huus zurück.
Frohe Weihnachten!
ange geschlafen, lange gefrühstückt und dabei die Weihnachtsgeschichten in den Husumer Nachrichten gelesen. Nach einer regnerischen Nacht kommt zögerlich die Sonne heraus und wir fahren an den Ordinger Strand. Flach über dem Horizont stehend scheint sie durch das Gebälk der Pfahlhäuser. Am östlichen Horizont zeigt sich im leichten Dunst der Leuchtturm von Westerheversand, fürs Auge sehr viel kleiner als hier auf dem Foto, das ihn mit einem starken Teleobjektiv heranholt:
Ein Licht wie auf dem Januarbild unseres aktuellen Nordfrieslandkalenders, entstanden vor genau zwölf Jahren, nur dass heute bei sieben Grad über Null der Schnee fehlt. Und so sind es auch nur feine Sandkörner und keine Myriaden glitzernde Schneekristalle, die eine Windböe vor uns her in Richtung Leuchtturm treibt. Derweil zeigen zwei Kite-
Floot steggt höger, wir fahren heim und bereiten unser Weihnachtsmenü zu: Entenbrust rosa gebraten an einer Orangen-
weiter Weihnachtstag. Schon vor dem Frühstück bessert mien Deern ein paar Macken in den Raufasertapeten der Gästeschlafzimmer aus – was soll man auch sonst tun, wenn der Brötchenbäcker geschlossen hat und der allmorgendliche Gang durchs Städtchen, bei dem man nicht selten den einen oder anderen Nachbarn trifft, entfällt? Nach dem Frühstück werde ich ins untere Bad beordert. Das Waschbecken hänge leicht schief, meint die Deern, das nerve sie schon seit Tagen. Aufgefallen ist mir das bislang noch nicht, aber wenn sie es meint und hinzusetzt, Nis Puk sehe das auch so, ist kein Widerspruch möglich. Die Schraube linkerhand unter dem Becken wird gelockert, und während ich es hochzerre und festhalte, zieht sie die Schraub wieder an.
Wir fahren ins Katinger Watt und bummeln über den geteerten Eiderdeich in Richtung Sperrwerk. Kein Lüftchen weht. Eine strukturlose milchigweiße Dunstschicht hängt über uns am Firmament, mit einem hellen Fleck, wo die Sonne versucht ein Loch in sie hineinzubrennen. Hunderte, wahrscheinlich Tausende von Gänsen frühstücken bei dem unwirklich erscheinenden Licht auf den von Wasserlachen bedeckten Salzwiesen. An der Sieltorbrücke geht es nicht mehr weiter. Sie wird erneuert, und ein Element fehlt noch. Wir kehren um.
Zu Mittag gibt es, wie schon gestern, Ente mit Rotkohl und dazu, wie gleichfalls schon gestern, ein Kartoffel-
Övert Feld, an’n hogen Heben
Singt de Engel Gott to Ehr:
Schäper waakt bi jüm ehr Schapen
Un ein Licht kümmt to jüm her.
Un en Engel rüppt jum to:
Gode Nahricht bring ik jo.
Und unter diesem, dem Verstand der Menschheit hoffentlich Erleuchtung bringenden Licht sind wir gespannt auf die gute Nachricht und wandern heim.
ie kleine Musikanlage im Wohnzimmer spinnt. Egal, auf welchen Knopf man drückt: es ändert sich die Lautstärke, und sonst tut sich nichts. Also auf zu Expert ins Husumer Gewerbegebiet. Wir investieren 99 Euro in eine neue Kompaktanlage von Philipps mit Radio, CD-
Wieder daheim installieren wir die neue Technik. Sie klingt viel besser als die alte, meint mien Deern. Dann wird der von Holger am Sonntag gespendete Grünkohl aufgetaut, zubereitet und auf den Tisch gebracht.
Am Abend wandern wir zum plattdeutschen Theater in die Stadthalle. Allens för de Katt heißt das Stück. Wie es scheint, ging der Hausmeister von minus zwanzig Grad im Freien aus und hat die Heizung entsprechend hochgefahren. Da das Außenthermometer fünf Grad Plus anzeigt, liegt die Temperatur im Saal bei gefühlten 30 °C. Oder will er den Verkauf gekühlter Getränke fördern? Man entblättert sich so gut man kann und es die Schicklichkeit zulässt.
Zur Handlung des Stücks liegt ein Programmblättchen auf den Sitzen, das ich nun zu Hilfe nehme, um den Inhalt zu skizzieren:
Eine ländliche Szene im Wirtsgarten vom Mühlenhof: Die Wirtin Katrin Geerken hat Sorgen, denn Peter, ihr geliebter Kater ist verschwunden – und taucht alsbald tot wieder auf. Ihr Nachbar Gerd Tapken hat ihn erschossen und fordert, da sich das Katzentier über seine Küken hergemacht hatte, zu allem Überdruss auch noch Schadenersatz. Für Katrin hingegen gehört der Katzenmörder vor Gericht, und Möhlmann, ein dem Alkohol zugeneigter Auktionator und Winkeljurist, soll das richten. Das hat Folgen für die zarten Bande zwischen der Tochter des einen und dem Sohn der anderen, von denen die jeweiligen Elternteile jetzt nichts mehr wissen wollen. Am Ende wird, wen wundert’s, alles wieder gut, und auch Kater Peter, daselbst auf Freiersfüßen gewesen, taucht wieder unter den Lebenden auf, denn Nachbar Tapken hatte ein anderes Katzentier erschossen.
Unbestrittener Star des Abends ist Holger Leschke in der Rolle des Möhlmann, eine Wiedergeburt Henri Vahls, nur etwas jünger. Alles in allem ein netter Abend, auch wenn es in früheren Jahren schon Aufführungen gab, die uns besser gefallen hatten – insbesondere, wenn es in ihnen um Seefahrt, Schmuggel oder Schwarzbrennerei ging.