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in Stau vor dem Elbtunnel, von dem der Verkehrsfunk nichts weiß, und ein unheimliches Hupkonzert von Lastwagen im Tunnel – kein schönes Szenarium für eine Anreise. Und so fahren wir nach 6 ½ Fahrt für die 480 Kilometer gegen halb acht am Abend vor dem Sky-
Wie in jedem Jahr, wollen wir auch in diesem zur Mitte der Saison nach dem Rechten sehen. Vor der neuen Hauswand zum Garten zeigen die Rosen, dass sie blühen können, wenngleich bescheiden, denn sie wurden ja erst im Herbst gepflanzt. Die erfroren geglaubte Rose an der Straße neben der Haustür ist wider Erwarten auch ausgeschlagen – was machen wir jetzt mit dem mitgebrachten Ersatz-
Das hat Zeit, erholen wir uns erst einmal von der Fahrt mit Ciabatta, Käse und Wein auf der im Frühjahr aufgestellten neuen Bank zwischen den Rosen.
ir füllen die Vorräte für die nächsten Feriengäste auf: Toilettenpapier, Waschpulver, Abfallbeutel und so manches mehr, fahren dann weiter zum Baumarkt nach Garding und kommen mit drei Rauchmeldern, einem Straßenbesen und einem Handtuchhalter für das untere Bad wieder zurück.
Mit letzterem beschäftigen wir uns später, denn zunächst wird dem Gartenhobby gefrönt, wobei unter dem Pavillon der neue Besen zum Einsatz kommt. Arg viel Laub hatte der Wind hineingeblasen. Um das Hineinkommen zu erleichtern, muss der inversiv sich ausbreitende Blauregen und der Wein gestutzt werden, zwei Säcke Grünzeug warten anschließend auf den Abtransport. Da sich die Rose neben der Haustür wider Erwarten erholt hat und nicht bereit ist ihren Platz zu räumen, wird der mitgebrachte Rosenbaum in den Garten gepflanzt, dorthin, wo wir zuvor den Eisenhut haben ausziehen lassen. Er sieht zwar hübsch aus und passt mit seinen blauen Blüten gut ins Farbarrangement, ist aber sehr giftig. Da man ihn früher als Wolfsgift einsetzte, wird er auch Wolfswurz genannt. Wikipedia sagt, dass Kinder schon gefährdet sind, wenn sie nur mit den Blüten spielen.
Im Haus werden in den drei Gästeschlafzimmern Rauchmelder angebracht, neue Dichtungen an einem der Veluxfenster eingesetzt und im unteren Bad der neue Handtuchalter installiert, ehe wir Herrn *** aufsuchen, um unseren Obolus für diverse Arbeiten der letzten drei Monate entrichten. Er erzählt, dass ihn sien Fru kürzlich nach einem Gästewechsel ins Huus gerufen hatte, um einen schief hängenden Handtuchhalter im Bad zu richten, der aber eine Designer-
Am Abend fahren wir zu einem Konzert der Veranstaltungsreihe Sommerkirche Welt. Wegen zu hoher Kosten für eine Renovierung und die Sanierung der Orgel schloss der Kirchenvorstand der Gemeinde Welt-
Heute Abend kommen die Folkgruppe Dragseth und ein Rezitator in die Sommerkirche, “einer der besten Deutschlands” erzählt der Veranstaltungsleiter während seine Frau die Pausenhäppchen vorbereitet, “dazu ein gestandener Professor, der aber nicht will, dass man offenbart, dass er ein solcher ist.” Wenn das mal kein glatter Vertrauensbruch ist! Doch der Herr Professor scheint ihm ob des Geheimnisverrats nicht böse zu sein. Sein Rezitieren ist allerdings arg theatralisch, doch sind wir ja wegen der Musik der Dragseths gekommen, und die ist einfach famos.
In der Pause ist es interessant zu lauschen, wie die Wissenden unter den Besuchern die Unwissenden über die Geschichte der Kirche belehren und Dönkes erzählen. So war kürzlich der ortansässige Organist bei einer Hochzeit verhindert und hinterließ den Schlüssel einem des Orgelspielens kundigen Bekannten. Der kommt am Vortag schon einmal zum Üben, findet aber den Knopf zum Einschalten des elektrischen Blasebalgs nicht, denn anders als vor zweihundert Jahren gibt es keine Jungs mehr, die ihn treten. Ob er sich irgendwo im Turm befindet? Er steigt hinauf, fummelt an verschiedenen Schaltern herum – und alles im Dorf läuft verwundert auf die Straße, derweil die Kirchenglocken zu läuten beginnen und er sie nicht mehr zum Schweigen bekommt.
ir wandern übers Wilde Moor bei Schwabstedt, ein blöder Hund heult von irgendwo her. Oder streift ein Wolf übers Moor?
O, schaurig ists, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn …
und so trübe, wie im Gedicht ‘Der Knabe im Moor’ ist auch das Wetter – keine sinnvollen Motive in Sicht, um das neue Teleobjektiv einzusetzen. Wir essen im Hotel zur Treene in Schwabstedt, ganz lecker, doch der Nordseeteller mit dem geräucherten Rind, den mien Deern sich bestellt hat, ist nichts für mich.
Zurück in Friedrichstadt haben wir, es findet heute ein Stadtfest statt, zum ersten Mal Parkprobleme. Schließlich finden wir doch noch einen Parkplatz und machen Frau Pölkow in ihrem Modestübchen Moderat glücklich, und da sie am Ende geschickt zehn Prozent Nachlass offeriert, geht auch noch ein neuer Sommermantel in Schwarz mit. In irgendeinem Buch habe ich mal eine Illustration von eine Hebamme auf einer Hallig gesehen, die sich in einem solchen durch Wind und Wetter kämpft.
Bei der Ankunft im Huus springt uns der Laternenmast neben der Einfahrt in die hintere rechte Tür.
rger über verbeulte Autotüren lässt sich durch Gartenarbeit abreagieren, meint mein Mädchen. Ich versuche es, das Ergebnisse sind sechs Müllsäcke mit Grünzeug, die zwecks Kompostierung zu Abfallentsorgung gebracht werden. Dann wird noch die Beetkante so verlegt, dass eine etwas harmonischere Linie entsteht. Derweil schneidet die Landlady vor dem Haus die Rosen – und setzt diesen Bericht nun fort:
Ja, das muss ich auch noch erzählen. Da schnibbel ich also an den Rosen herum, als ein mittelalterliches Pärchen des Weges kommt, der Herr mit grauem Bart wie mein Liebster, nur etwas kürzer, und an der Haustür stehen bleibt. “Das könnte das Haus sein”, meint der Bärtige. Ich mische mich ein, frage, ob sie jemanden suchen und ich helfen könnte. Ja, sie suchten einen Jürgen K. und er hieße Werner ***. Ich kann mich dunkel an einen Werner erinnern, einen Schul- und Jugendfreund meines Liebsten, der uns vor einem Vierteljahrhundert einmal besucht hatte, damals noch mit einer anderen Frau. Ich stelle mich vor und führe die beiden in der Garten, wo Jürgen an irgendetwas herumwerkelt. Ein paar Sekunden fragende Blicke, dann ein Lächeln des Erkennens und eine freudige Begrüßung ob des unerwarteten Wiedersehens.
Bei einer Tasse Kaffee im Garten wird lebhaft in alten Zeiten geschwelgt und über die letzten Jahre berichtet. Dann wird das Haus besichtigt und wir wandern in den Roten Hahn zum Essen. Ein schöner Tag, trotz der verbeulten Tür!
* * *
Das war sie auch schon, unsere sommerliche Visite im Huus. Morgen geht es wieder nach Dortmund, doch im Herbst sind wir zurück und werden unter anderem der Hallig Langeneß einen Besuch abstatten. Zwei Übernachtungen im Rasthaus am Rande des Universums, bekannt auch als Gasthaus Hilligenley, sind schon gebucht. Zweimal 42 Tage* sind es, die bis dahin vergehen.
* Im Roman Per Anhalter durch die Galaxis, der zweite Band trägt den Titel Das Rasthaus am Ende des Universums, ist die Zahl 42 die von einem Supercomputer nach einigen Millionen Jahren Rechenzeit gegebene Antwort auf die Frage nach ‘dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest’, mit der aber keiner etwas anzufangen weiß, weil die Frage zu vage gestellt war.