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ach einem nicht weckenden Wecker in der Früh und Verspätungen bei Bus und Bahn am Mittag fahren wir erst gegen 14.30 Uhr in Hamm los. Um viertel nach acht sind wir in Tönning. Nur wenig später trifft Gunnar mit seiner Teilfamilie ein, den wir bei einem Boxenstopp an einer Raststätte überholt haben müssen, denn in Bremen war er – das Handy lässt grüßen – noch zehn Kilometer vor uns. Unser neues Vordach und die Rankgitter auf seinem Autodach haben den Transport gut überstanden, sein fast neues Auto auch. Schade, dass wir den Aufbau nicht vor dem Abladen fotografiert haben.
Es hat sich was getan an unserer gartenseitigen Hauswand. Ein Element des Zauns zur Straße wurde herausgenommen, um Platz für ein fahrbares Gerüst zu schaffen, und unter dem Dach des Pavillon versammeln sich Eimer und Arbeitsmaterialien. Die Wand ist sauber und frisch verputzt – riesig wirkt sie ohne den wilden Wein, eine große helle Fläche. Ist das schon die endgültige Farbe? In der Dämmerung ist das schlecht auszumachen. Mien Deern sagt “vermutlich”, doch Gunnar meint “nein, Dr. Watson” und listet Sherlock-
ach dem Frühstück stehen wir auf der Terrasse neben dem Haus und betrachten die Wand. Der Nachbar von gegenüber gesellt sich hinzu und bestätigt Gunnar in seiner Meinung: “Da ist noch gar keine Farbe drauf, das ist alles nur Putz.”
Die Sonne scheint, das Meer lockt, doch zunächst einmal die Pflicht: Wir bauen das neue Vordach für die Hintertür zusammen, wenngleich nicht ganz so, wie es vor dem Zerlegen aussah, denn dann hätte die Tür nicht zwischen die beiden seitlichen Träger gepasst – ein Aspekt, den wir bei der Auftragsvergabe sträflich vernachlässigt hatten. Dadurch bleiben in der dicken Plexiglasscheibe vier überflüssige Löcher, in die nun ‘Ziernoppen’, im Handel als Schubladenknöpfe erhältlich, eingesetzt werden, die so tun, als gehörten sie von vornherein dazu.
Melissa an der Nordsee – zum zweiten Mal in ihrem Leben, doch an das erste Mal, da war sie vier, erinnert sie sich nicht mehr. Es ist ein herrlicher Sommernachmittag an diesem ersten Oktober, und alles strömt auf die Sandbank von St. Peter-
Aber das Kind ist glücklich und ihr Tross zufrieden. Anschließend noch ein Erinnerungs-
Am Abend ziehen wir zum Dinner in den Roten Hahn. Melissa besteht darauf, dass Lady Gregory mitkommt.
s ist nicht mehr ganz so sonnig wie gestern, daher geben wir dem Tag noch etwas Zeit zum Wärmerwerden und machen mit unserem Tross einen Spaziergang durch Friedrichstadt, ehe wir ihn zu einer Grachtenfahrt einladen – verbunden mit einer Jagd des Kapitäns auf zwei Tretbootfahrer. Ob die beiden just zu diesem Zweck vom Tourist Office engagiert wurden? Melissa erklärt auf Nachfrage, es habe ihr gut gefallen, doch ganz so überzeugt wie gestern am Strand von St. Peter-
Nach der Grachtenfahrt und Nudeln mit einer Sauce aus Knoblauchöl und Lachs an einem Außentisch der Pizzeria am Markt passieren wir den Antiquitätenladen schräg gegenüber, der heute Vormittag geschlossen war:
SALE !
Wegen Auflösung unserer Filiale
in Heide 20 % auf alles!
Da schauen wir doch mal rein! Wollten wir vor unserem portugiesischen Seefahrer-
Den Nachmittag verbringen wir mit Melissa und ihren Erzeugern am grünen Strand von Vollerwiek. Melissa meint, das Wasser sei warm genug zum baden, ihre Mutter meint “nein”, der Vater hält sich raus und das Kind setzt sich durch.
ährend wir noch frühstücken, klopft jemand ans Fenster. Ein Nachbar. Sien Fru wisse noch nichts davon, sagt er, doch er wolle gleich mit einem Freund zum Krabbenfischen auf die Eidermündung raus. Ob wir heute Abend Lust zum gemeinsamen Pulen und verspeisen des Fangs hätten? Bei uns in der Wohnung, sie würden uns die Sache schon beibringen … ? Keine Frage, dergleichen kann man, nein, darf man nicht ablehnen.
Nachdem unsere Transporthelfer vom Wochenende mit leerem Dachgepäckträger wieder abgereist sind, wuseln wir ein bisschen im Garten herum, rupfen zwei Müllsäcke Grünzeug heraus und pflanzen aus Dortmund mitgebrachtes Grünzeug ein. Anschließend besorgen wir ein paar Flaschen Wein für den Abend, dazu frisches Roggenbrot, Zwiebelbaguette und diverse weitere Kleinigkeiten.
Die beiden kommen kurz nach acht, er eine große Plastikkiste tragend und sie eine Wachstuch-
Es klingt brachial, doch die armen Dinger sind ja eh schon tot: mit der linken Hand zwei Ringe hinter dem Köpfchen festhalten und mit der rechten den Panzer an der Schwanzspitze abziehen. Ein Schluck Wein zum Mut antrinken, Augen auf und los. Zwei der vier Teller mit Krabbenfleisch füllen sich schnell, einer langsam und einer sehr langsam. Ob der Panzer leichter oder schwerer abgeht, lernen wir, hängt auch davon ab, wie fachgerecht die Krabben auf dem Kutter gekocht wurden, nicht zu lange und nicht zu kurz. Daher erkennt man den erfahrenen Krabbenkäufer auch daran, dass er sich erst ein paar Krabben zum Probepulen (und -kosten) geben lässt, ehe er den Handel eingeht.
Was tun mit den Krabbenschalen? Auf keinen Fall lose in die Müll- oder Biotonne, werden wir gewarnt, denn bis in zwei Wochen die Müllabfuhr kommt, würde die Sache zum Himmel stinken. Also rein in eine Plastiktüte und diese fest verknoten, oder, wie es (verbotswidrig) lokale Selbstversorger machen, nach dorthin zurück, wo sie herkommen – sprich mit dem Boot raus und ab in die Eider.
Neue Krabben werden auf den Tisch geschüttet, und nach zwei Stunden und zwei Flaschen Wein ist die Kiste abgearbeitet. Frisches Roggenbrot, dazu Butter, die Krabben und etwas Meersalz aus der Mühle: mehr braucht der Kenner nicht. Sind die Krabben frisch, ist jeder Dipp überflüssig.
s ist der erste Werktag nach dem langen Feiertagswochenende, und die Arbeiten an der Hauswand können weitergehen. Gegen zehn Uhr kommt Malermeister Dircks mit einem Mitarbeiter, markiert den Sockel und spachtelt ihn glatt ab, so dass er leicht erhaben über dem Putz steht. Dann inspiziert er unser aus Dortmund mitgebrachtes neues Vordach für die Haustür zum Garten. Die vom Hersteller zur Befestigung an der Wand beigefügten Dübel und Schrauben kommen ihm arg kurz vor und er empfiehlt längere zu besorgen. Also auf in den Husumer Gewerbepark. Fündig werden wir im Hagebaumarkt, denn der empfohlene Fachhandel wollte sie uns nur im 50-er Pack zu 78 Euro überlassen.
Anschließend geht’s ins Städtchen, das mit nur 23.000 Einwohnern den Titel einer Kreisstadt führt. In einem kleinen Laden am Binnenhafen hatte mein Mädchen vor fast einem Jahr einen romantischen kleinen Sekretär für Captain’s Daughter gesehen, wollte jedoch die damals geforderten 149 Euro nicht investieren. Der Sekretär ist nicht mehr auf Lager, aber – vielleicht haben wir das Verlangen nach dem Objekt allzu deutlich kundgetan – für nunmehr 199 Euro bestellbar. Wir bestellen.
er junge Malermeister kommt mit einem Gesellen, und die beiden streichen Sockel und Gesims. Doch ist das wirklich die Farbe, die wir ausgesucht hatten? Sie kommt uns etwas hell vor. Wenn wir wollen, beruhigt er uns, könne er sie im zweiten Durchgang etwas dunkler machen, doch nach seinem Eindruck passe sie sehr gut zu Haus und er würde bei dem Farbton bleiben. Wir vertrauen seinem künstlerischen Sachverstand.
Mien Deern hält die Aktion im Foto fest, dann machen wir uns auf nach Friedrichstadt, um Frau Pölkow in ihrem Modestübchen zu beglücken. Da Beglücken überlasse ich meinem Mädchen, derweil ich durchs Städtchen wandere, in dieses Schaufenster blicke und in jenes, mich mal auf die eine Bank setze und mal auf die andere. Es dauert und dauert, und immer noch ist sie im Laden.
Dann beginnt es zu regnen, und ich schiebe mich durch die Tür in den Laden. Die einzige Kundin (des Tages ?) steht vor einer großen Tragetasche und bekommt gerade ihre Scheckkarte wieder zurück. Nach dem Betrag zu urteilen, der auf dem aus dem Drucker ratternden Streifen steht, dürfte Frau Pölkow mit dem Umsatz des Nachmittags zufrieden sein.
Zu Hause angekommen, geht der erste Blick nach oben zum Gesims, wo heute Vormittag gestrichen wurde. Hat der Regen etwa … ? Er hat. An einem der beiden Türmchen laufen ein paar braune Streifen herunter. Das wird sich leicht reparieren lassen.
s regnet, da wird es wohl heute nichts mit der Malerei. So langsam werden wir nervös; ist es das, was man an der Nordsee ‘Reizklima’ nennt? Nicht dass die Feriengäste, die in zehn Tagen kommen, auf einer Baustelle landen! Wir fahren nach Husum, kaufen nicht den auf dem Besorgungszettel stehenden Badezimmerspiegel für Dortmund, sondern ein Buch über eine Journalistin, die es nach Island zog. Dort regnet es auch, und manchmal sogar Asche.
Zumindest letzteres bleibt uns erspart. Eine Stadt unter einem grauen Himmel an einem grauen Hafen, und immer wieder flüchten wir vor einer Schauer in einen Laden. Keine Chance, dass der Maler heute noch etwas tun kann.
Zu Mittag essen wir im Ratskeller, und am Abend sind wir bei Nachbarn eingeladen.
ir fahren nach St. Peter-Ording, eine neue Jeans für mich besorgen. Ich versuche es mit der Größe W33/L34, so steht es auch auf der alten. “Ein bisschen eng”, stelle ich fest ich. “Nein”, protestieren unisono mien Deern und die Verkäuferin, “die sitzt ganz toll.” Woher sie das wissen wollen, wenn sie nicht drinsitzen? “Aber die alte ist doch …” versuche ich einzuwenden, komme aber nicht zu Wort. “Die weitet sich noch beim Tragen”, werde ich informiert, und wenn sie weiter als die alte wird, sitzt sie nicht mehr.” Es ist zwecklos, gegen diese Logik anzugehen, also ich kaufe die Hose.
Apokalypse now! Wir kommen zum Haus zurück. Der Maler hatte am Vormittag zum Himmel geschaut und beschlossen die Wand zu streichen, doch Meteorologie gehört nicht zu den Ausbildungsfächern eines Malermeisters. Ein Schlagregen in Richtung Hauswand setzt ein, und eine weiße Suppe läuft die Wand herunter. Vom braunen Sockel ist kaum noch etwas zu sehen. Wir fegen und spülen sie zur Straße und von dort in den Abfluss.
“Komm mal rasch!” Mein Mädchen ruft mich in den schmalen Gang zwischen unserem Haus und dem ersten in der Süderstraße. Dort befindet sich ein Abfluss, in den das Wasser aus der Regenrinne fließt – das heißt, irgendwo unter dem See, der sich dort jetzt breit macht. So hatten wir uns das Leben an der Waterkant nicht vorgestellt. Wir schöpfen den See aus, finden den Abfluss und stochern in ihm herum. Alles voller Sand und Schlamm, da kann ja nichts ablaufen. Als die Wand gesandstrahlt wurde, haben unsere werten Handwerker all das, was herunterkam, ganz offensichtlich in diesen Abfluss gespült. Mit einer Maurerkelle befördere ich den Schlamassel wieder heraus, finde unten die Öffnung, durch die das Wasser aus den Schacht in den Kanal fließen soll, und lege sie wieder frei. Mit einem Schlauch spülen wir kräftig durch, und jetzt läuft das Wasser wieder ab. Zumindest diese Katastrophe ist abgewendet.
Am Abend kommt der Maler vorbei, um die Schäden an der Wand in Augenschein zu nehmen. Er nimmt es friesisch-
Dann gehen wir zur Klöntür, die bei den Fassadenarbeiten trotz des Abklebens gelitten hatte und neu gestrichen werden muss. Ob uns das schon aufgefallen sei, fragt er, und weist auf einen tiefen Riss in einem der Holme. Vielleicht mal im Sturm gegen die Wand geschlagen, vermutet er, mit Spachtel könne er hier nichts ausrichten. Dann muss da wohl ein Tischler ran, oder brauchen wir gar eine neue Tür? Eigentlich hatten wir fürs Frühjahr ein neues Auto geplant, denn unser derzeitiges hat eine Viertelmillion Kilometer auf den Zylindern und ist fünfzehn Jahre alt.
ie Nacht ist klar und trocken, am Morgen graut der Himmel zu und es beginnt zu nieseln. Das wird heute nichts mit dem Streichen.
Doch immerhin kommt Herr W. vorbei und repariert das Pflaster an der Hauswand, das hatte aufgerissen werden müssen, um ein beim Ausgraben der Wurzeln des Wilden Weins entdecktes defektes Abflussrohr zu ersetzen. Bei der Gelegenheit legt er schon einmal die Pflanzscheiben für die Rosen an, die künftig üppig die Wand emporranken sollen.
Ein anderer Nachbar gesellt sich hinzu. Die beiden schnacken op Platt und trösten uns ob des Wetters: Alles werde gut, und es sei ja noch eine Woche Zeit, bis die nächsten Feriengäste kommen.
m Tag des Herrn wird nicht gearbeitet. Das gilt auch für Maler, und folglich ist es trocken und die Sonne scheint. Wir machen eine kleine Alibi-
Am Abend haben wir Familie W. in den Roten Hahn eingeladen. Nico verweigert sich einem Kinderteller und schafft es entgegen allen Prophezeiungen des Kellners, seine zwei Riesenschnitzel zu verputzen.
s ist müßig zu schreiben, dass es beim Aufstehen regnet. Zum Frühstück bringe ich mit den Brötchen die Husumer Nachrichten mit. Was steht im Horoskop meines Mädchens:
Waage 24.09. – 23.10.: Werden Sie nicht ungeduldig, wenn jemand für eine Aufgabe länger braucht. Jeder fängt mal klein an und folgt seinem eigenen Takt. Das ist in Ordnung!
Also üben wir uns (für heute) in Geduld.
as Wetter ist trüb, die Stimmung ebenso, denn heute müssen wir abreisen und die Hauswand ist immer noch nicht gestrichen. Und für Sonntag haben sich Feriengäste angesagt. Mien Deern ruft den Maler an. Der ist gar nicht so schlechten Mutes: Ab Donnerstag sei gutes Wetter angesagt, und in zwei Tagen würde er die Arbeit schon schaffen, inklusive der Anbringung des neuen Vordaches für die Hintertür und der Rankgitter für die Rosen.
Wir beschließen ihm zu glauben, was bleibt uns auch anderes übrig, und reisen nach Dortmund ab.
pilog. Seit Freitag sind wir auf ein verlängertes Wochenende im Huus, um zu schauen, was denn nun aus der Rückwand geworden ist. Wir sind ganz zufrieden und pflanzen die drei Rosen. Da hätten wir aber hohe Ansprüche, meinen die beiden Pflänzchen unter den Rankgittern, doch sie würden sich Mühe geben.